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also häufig Kunst

Alter, war das viel Arbeit, dass der Bumms hängt. Aber erstmal zurück zu der Frage: Warum hängen wir überhaupt Banner auf?

Eigentlich ganz einfach. Wir fordern einen selbstorganisierten Jugendraum im Marktviertel. Und das tuen wir, weil wir die Zukunft sind. Wir sind diejenigen die hier leben und leben werden. Wenn wir unser Bottrop nicht schön machen, wird es keiner für uns tun. Und genau deshalb wollen wir für so einen Raum kämpfen.

Entstehung der Banner - von Lennart

Die größte Arbeit war es, die Bettdeckenbezüge für die Banner zusammenzunähen. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, die Banner sind fünf Meter lang. Die bestehen aus jeweils zwei Bezügen. Ich habe die Bezüge organisiert und mit meiner Oma zusammengenäht.

Das größte Problem war es, die Banner mit Farbe zu besprühen. Die erste Frage die man sich stellen muss ist nämlich Folgende: Wo hab ich Platz? Wo passt dieses Gigantum von Banner überhaupt hin?

Bei mir zuhause schonmal nicht. Ich glaube meine Mutter hätte mich einen Kopf kürzer gemacht, wenn ich ihr erzählt hätte, dass ich Banner in unserem Wohnzimmer mit Lack besprühen will. Normalerweise bin ich ja der Meinung, "Erst machen, dann fragen", aber das hab sogar ich mich nicht getraut. Naja, egal. Es musste ein anderer Ort her. Ich war also auf der Suche nach einem Raum, der groß ist und dreckig werden darf. Mit diesen zwei Kriterien bin ich herum gewandert und habe nach einem passenden Raum gesucht. Am Ende ist es ein großer Zechenhauskeller mit kleinen Fenstern geworden. Sehr keinen Fenstern. Sehr kleinen Fenstern, die nicht aufgehen. 

Mein kleines Mäusehirn hat aber in diesem Moment kein Problem darin gesehen. Warum auch? Die Kriterien sind ja erfüllt. Also gings los. Ich habe die Banner ausgebreitet und angefangen los zu sprühen. Nach den ersten paar Linien, ist mir klar geworden, dass die kleinen Fenster doch ein Problem sein könnten. Denn es stand ein dichter roter Nebel in dem Kellerchen. Also habe ich mir eine FFP2 Maske aus 2020 gegriffen und darüber ein Geschirrtuch gezogen. Das hat aber auch nicht so ganz funktioniert. Denn anscheinend reichen ein Geschirrtuch und eine Maske nicht aus, um die klitze kleinen Farbpartikel rauszufiltern. Die Maske sah nach dem Sprühen so aus. 

Ihr könnt mir glauben, wenn ich sage, dass ich noch drei Tage später rosa Taschentücher produziert habe. 

Ja - das war ganz vielleicht nicht das klügste was ich je für meine Gesundheit getan habe. Aber da kann man nix machen. Wir wollten ja, dass die Banner hängen. In solchen Momenten erinnere ich mich gerne an mein Kinderturnen zurück. Da haben wir irgendein Spiel gespielt. Wie das heißt, weiß ich leider nicht mehr. Aber ich kann mich noch erinnern, dass man dabei immer etwas sagen musste. Und zwar: "Wir können nicht rechts vorbei, wir können nicht links vorbei, wir müssen mitten durch." 

Langsam merke ich, wie viel Wahres an diesem Spielchen ist. Manchmal hilft kein Nörgeln und kein Jammern. Manchmal muss man die Zähne zusammenbeißen und einfach mit dem Kopf durch die Wand - oder in diesem Fall mit der Nase durch dem Farbnebel.

Als die Banner dann endlich fertig waren, mussten wir die Dinger nur noch aufhängen. Dafür sind Max, Nils, Marlene und Ich nach der Schule, in Richtung Karstadt gegangen. Mit 90 Meter Panzertape bewaffnet, haben wir die Teile an die Fenster geklatscht. Wir Intelligenzbestien haben gedacht, dass wir nur 20 Meter Panzertape brauchen, damit die Banner an den Festern halten.

Spoiler: Das hat nicht gereicht. Das hat zwei Tage gehalten. Dann sind die abgefallen. Also mussten wir nochmal in den Karstadt, um die letzten 70 Meter Panzertape zu verkleben. Diesmal waren andere dabei. Karl, Jannik und ich. Die Banner halten jetzt bis zum Ende der Zeit. Oder bis ins Karstadtgebäude wieder Leben einkehrt. Ich wäre mit beidem zufrieden :)

Am Ende hat ja alles geklappt. Die Banner hängen; meine Nase ist nicht mehr Pink; Die Leute wissen, was wir wollen: Einen selbstorganisierten Jugendraum. Von Schülern, für Schüler.